Heute habe ich bei WELT den folgenden Artikel entdeckt: KLICK
Blanker Hohn: “Der beste Tipp für jemanden, der eine Versicherung sucht, ist es, auf den beiden größten Portalen nach dem für ihn besten Angebot zu suchen”, sagt der Direktvertriebsspezialist einer deutschen Versicherung. Es gibt auch noch viele andere Vergleichsportale für Versicherungsvergleiche.
Immer wieder kommen Kunden auf mich zu und legen Vergleichsberechnungen von bspw. Check24 auf den Tisch. Leider ersetzen diese aber nicht die Arbeit eines qualifizierten Versicherungsmaklers. Erstens sind bei Weitem nicht alle relevanten Anbieter enthalten, zweitens fehlt in den Detailvergleichen die Gegenüberstellung wichtige Klauseln und drittens ist die grundlegende Risikoermittlung mangelhaft.
Zu 1. muss man nicht viel sagen. Wer zahlt, ist drin – wer nicht, der nicht. Ein Versicherungsmakler schuldet seinen Kunden hingegen einen umfassenden Marktvergleich und haftet bei der Empfehlung eines unpassenden Ambieters. Bei Check24 hingegen wählt der Kunde selbst aus – eine Haftung des Onlineportals scheint sogar Fachleuten sehr schwierig zu belegen. Es wäre höchstens denkbar, eine Haftung aus 2. & 3. zu folgern…
Zu 2. lassen sich schon eher spannende Beispiele aus der Praxis finden.
Bsp private Haftpflicht:
Ausfalldeckung schön und gut. Aber gibt es da etwa keine Unterschiede? Check24 meint: Nein.
Ich meine: JA.
Asstel:
VHV:
Haftpflichtkasse Darmstadt:
Weshalb das wichtig sein KÖNNTE, habe ich hier schon mal dargelegt.
Bsp Hausrat:
Diese Kriterien vergleicht Check24 – bzw lässt ihre Kunden vergleichen.
Sie meinen wohl, es wäre nicht wichtig:
– ob und bis zu welcher Höhe der Versicherer auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet
– ob und in welcher Höhe Hotelkosten erstattet werden, wenn das Zuhause durch einen Schaden unbewohnbar wird
– ob und in welcher Höhe sowie welcher Selbstbeteiligung Schäden durch Grundwasser mitversichert sind
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Zu 3. ist es noch schwerwiegender, wenn man sich auf Onlineportale verlässt. Wir nehmen zB die wichtigste Absicherung überhaupt – eine private Haftpflicht. So sieht der Prozess aus:
Mit nur 3 Angaben lässt sich ein Vergleich darstellen. Familiensituation, Geburtsdatum und Angabe zum öffentlichen Dienst – ja oder nein. Interessant fand ich heute meinen Selbstversuch, als Beamter eine PHV inkl. Diensthaftpflicht abzuschließen. Ich habe keine Möglichkeit gefunden – egal ob man ÖD ankreuzte oder nicht, es kamen die gleichen Tarife als Ergebnis. Ein Lehrer, Polizist oder sonstiger Beamte würde nun einen nicht bedarfsgerechten Tarif nehmen – sofern er sich natürlich nicht weiter in der Materie auskennt – und damit seine Existenz auf’s Spiel setzen. Ein Versicherungsmakler müsste ihn hingegen darüber aufklären, sobald er seinen Beruf kennt – Check24 kennt den Beruf natürlich nicht und fragt der Einfachheit halber auch nicht danach.
Ein Gegencheck auf Transparo und Verivox ergab übrigens ähnliche Schwächen.
Meine Empfehlung an jeden Verbraucher lautet deshalb bei Versicherungen:
Schauen Sie online. Informieren Sie sich online. Vergleichen Sie online. Suchen Sie sich aber für einen Abschluss einen qualifizierten & unabhängigen Ansprechpartner vor Ort!
Mit besten Empfehlungen,
Wladimir Simonov
Comments 1
Dem ist nichts hinzuzufügen.
… außer, dass ein Vergleichsrechner auch auf der Webseite eines Finanzberaters aus meiner Sicht nichts zu suchen hat.
Und zwar aus dem selben Grund, wie oben. Der Kunde rechnet und ruft anschließend an, weil er abschließen will. Die günstigste Prämie hat sich in seinem Kopf schon unwiderruflich eingenistet. Und, um bei obigem Beispiel mit dem Polizisten zu bleiben, er versteht die Welt nicht mehr, wenn ihm der Makler plötzlich einen anderen Tarif mit einem höheren Beitrag empfiehlt. Klingt nach Abzocke, auch wenn es das nicht ist. Klassischer Schuss ins Knie.
Weg mit den Vergleichsrechnern. Das sind Werkzeuge für Finanzberater, die nicht in die ungeschulten Hände der Kunden gehören.
– Hans Steup, Berlin