In einem der letzten Artikel bin ich auf die realistischen Kosten einer Krankenversicherung eingegangen. Heute schauen wir uns mal die realistischen Zahlen zur Rente an.
Wieviel sparen andere?
Menschen sind immer geneigt zu vergleichen. Also vergleichen wir mal die braven Angestellten mit den wilden Unternehmern.
Jeder Angestellte und Arbeiter in Deutschland ist bei der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Von jedem EURO Bruttolohn werden aktuell 18,7cent gespart. Da kommt man nicht drumrum. Wer also brutto 5.000e monatlich verdient, spart jeden Monat 935e für die Rente. Das fällt nur nicht besonders auf, weil es automatisch mit der Lohnabrechnung passiert und der Arbeitgeber die Hälfte mitzahlt. Aber es ist so. Monat für Monat wird knapp ein Tausender zwangsweise für die Rente gespart.
Was bringt’s?
Mit der Rieksmeierschen Bierdeckel-Formel (aktuelles Bruttoeinkommen / 100 x Jahre bis zur Rente) ist das ganz easy und überraschend präzise.
Also
5.000e / 100 = 50 x 30 Jahre = 1.500e Rente* monatlich (* der Wert ist brutto, abgezogen werden noch Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Steuern)
Ja. Also. Hmm… Das bekommt man nun, wenn man 30 Jahre lang fast 1.000e mtl spart. Das entspricht in etwa 1,34% Rendite pro Jahr. Keine besonders gute Anlage, aber auch kein Minusgeschäft wie vielfach in den Medien zu lesen.
Nun sollte jedem klar sein, wie eine Rentenlücke funktioniert. Heute hat man mit 5.000e Bruttolohn 2.800e – 3.000e monatlich netto zur Verfügung, morgen nur noch 1.500e brutto. Mindestens weitere 1.500e mtl sollte unser Modellangestellter also zur Verfügung haben, wenn er seinen Lebensstandard halten will. Mir kann niemand erzählen, dass er im Ruhestand weniger Geld braucht. Laufende Verpflichtungen wie zB Immobilienfinanzierung sind idR zwar ausgelaufen, aber man hat viel mehr Zeit als früher. Spätestens da stellen die Menschen fest, dass die meisten Unternehmungen Geld kosten. Viel Geld. Und wer will schon daheim rumsitzen nachdem man Jahrzehnte malocht hat? Jetzt will man was erleben. Jetzt kann man das Leben in vollen Zügen genießen! Aber nur wenn man genug Rente hat. Sonst macht der Ruhestand keinen Spaß. Klar, die PFANDrente wäre ja auch was. Aber das kommt der Arbeit von früher schon ziemlich nahe – und wer will schon im Ruhestand wirklich arbeiten?
Um seine Rentenlücke zu decken, muss also jeder Angestellte selbst nochmal (je nach Alter oder Zeit bis zum gewünschten Renteneintritt) 10% – 20% seines Nettoeinkommens für die Rente weglegen. Das hat auch einen geheimen Vorteil: Dieses Geld wird man im Alter nicht vermissen, weil man es ja das ganze Leben weggespart hat. Man reduziert mit jeder Sparrate seinen Bedarf im Alter und zwingt sich so mit weniger auszukommen. Ein sehr wichtiger Aspekt!
Und die Selbstständigen?
Nun, die Selbstständigen sollten auch für die Rente sparen. Dringend. Im Artikel von Pierre Tunger “Schönes Leben mit der 20-40-60-Formel” erzielt der Musterunternehmer jährlich 42.000e Gewinn. Davon spart er 6.000e jährlich weg. Das sieht ordentlich aus, aber nur auf den 1. Blick.
Denn das sind nur knapp 14,29% seines Einkommens. Warum spart jeder “blöde” Angestellte 18, 7% und der “schlaue” Unternehmer nur so wenig?
Ganz einfach: Weil es mehr schmerzt. Der Angestellte bekommt seinen Bruttolohn nie in die Hand. Nie auf’s Konto. Das ist für ihn eine höchst virtuelle Geschichte. Der Selbstständige bekommt das Geld auf’s Konto und hat es erst einmal. Dann muss er schweren Herzens Steuern bezahlen. Miete bezahlen. Sonstige Kosten wie Arbeitsmaterial oder Autos bezahlen. Dann muss er Rücklagen für schlechtere Zeiten bilden. Und DANN von dem Rest auch nochmal 20% weglegen? Hart. Psychisch wirklich anspruchsvoll.
Nichtsdestotrotz: Auch die 14,29% sind meiner Erfahrung nach ganz ordentlich. Die wenigsten Selbstständigen, die ich bisher beraten durfte, erreichen selbst diesen mageren Wert. Einen Fünftel ihres Gewinns spart nur eine prozentuale Handvoll. Oftmals nicht weil sie es sich nicht leisten könnten. Sondern weil sie einfach nicht an die Rente denken.
Wird er mit 6.000e Sparrate jährlich auf den grünen Zweig kommen? Nein. Wahrscheinlich eher nicht. Er kann zwar auf dem freien Kapitalmarkt eine höhere Rendite als die Angestellten mit der Deutschen Rentenversicherung erzielen, aber auch da gibt’s natürliche Grenzen. Oberhalb von 10% Rendite wird es idR schon ziemlich riskant. Also wären 5-7% realistisch. Tja. Damit kommt er aber nach 30 Jahren auch nur auf etwa 1.500e Bruttorente. Davon müssen dann die private Krankenversicherung und die Pflegeversicherung bezahlt werden. Dann Steuern. Aber wahrscheinlich eher nicht, denn unser Unternehmer mit 1.500e Rente ist wahrscheinlich leider unter die Armutsgrenze gerutscht und kassiert Grundsicherung…