Warum es nichts bringt, mit dem Abschluss von Versicherungen zu warten

Heute erreichte mich eine interessante Zahl des Tages (beliebte Rubrik in Herbert Frommes “Versicherungsmonitor“):

Zahl des Tages: 37 Jahre

Das durchschnittliche Alter, in dem Deutsche eine Lebensversicherung abschließen, liegt nach aktuellen Angaben des GDV bei 37 Jahren. Frauen entscheiden sich im Durchschnitt mehr als ein Jahr später als Männer für eine Lebensversicherung. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung liegt das durchschnittliche Eintrittsalter mit 28 Jahren wesentlich niedriger.

Die Haupt-Ursache dafür ist die Volkskrankheit “Verschieberitis”. Besonders seit Ende des letzten Jahres viele Versicherer BUtarifen ohne bzw stark erleichterter Gesundheitsprüfung anbieten, häufen sich bei mir die Anfragen von Menschen mit kleinen & großen gesundheitlichen Beschwerden. Die meisten davon wissen seit geraumer Zeit durch die (ausnahmsweise) gute Berichterstattung in den Medien von der Sinnhaftigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung, haben den Abschluss aber irgendwann mal verschoben – bis es aus gesundheitlichen Gründen (fast) zu spät war.

Die Gründe, WARUM der Abschluss von wichtigen Versicherungen aufgeschoben wird, sind vielfältig. Die häufigsten Gründe, die ich zu hören bekomme sind:

– “Ich bin noch jung, was soll denn passieren?”
– “Heute nicht, aber später wenn ich eine Familie zu versorgen habe!”
– “Aktuell kein Geld”
– …

Als Berater muss man diese Gründe zwar akzeptieren, jedoch hindert mich niemand daran speziell das Totschlag-Argument “Aktuell kein Geld” zu widerlegen.

Bringt Aufschieben denn überhaupt was? 

Praxisfall: 28jährige Kundin steht vor der Entscheidung, ob sie heute eine BUrente abschließen sollte oder nicht. Der Bedarf liegt bei mindestens 1.500e monatlich, gemäß unserer Beratungsphilosophie wird der Kundin nahegelegt auf jeden Fall eine Versicherungsdauer bis 67 zu wählen sowie eine Leistungsdynamik iHv 3% einzuschließen. Ein sehr guter Versicherungsschutz wird bspw. für 84,85e netto monatlich angeboten, was einem Barwert von 17.793e (Summe aller Zahlbeiträge abgezinst um 5%) und einer Versicherungssumme von 1.300.216e entspricht.

Schauen wir mal was passiert, sofern die Kundin den Abschluss um jeweils 10 bzw. 20 Jahre in die Zukunft verschiebt:

Kosten vs Nutzen BU nach Eintrittsalter
Verschieben bringt also nichts – außer dass die Versicherungssumme sinkt und die zu entrichtenden Beiträge steigen bzw. gleich bleiben. Konkret steigt die monatliche Belastung bei einem Abschluss 10 Jahre später von 84,85e auf 108,20e monatlich, 20 Jahre später gar auf 138,03e monatlich.

Doch wie sieht das bei einer Risiko-Lebensversicherung aus?

Wir nehmen das Alter 27, 37 und 47, eine Versicherungssumme von 100.000e sowie ein Endalter von 60 Jahren – das bedeutet Versicherungsdauern von 33, 23 und 13 Jahren.

Mit 27 kostet ein Versicherungsschutz von 100.000e bis Endalter 60 bei unserem Musterkunden und einem ausgewählten Direktversicherer: 6,50e netto monatlich, der Barwert beträgt also 1.282e.
Mit 37 kostet ein Versicherungsschutz von 100.000e bis Endalter 60 bei unserem Musterkunden und dem gleichen ausgewählten Direktversicherer: 9,40e netto monatlich, der Barwert beträgt also  1.562e.
Mit 47 kostet ein Versicherungsschutz von 100.000e bis Endalter 60 bei unserem Musterkunden und dem gleichen ausgewählten Direktversicherer: 14,20e netto monatlich, der Barwert beträgt also  1.644e.

Der Summe der zu zahlenden Beiträge steigt, die Versicherungssumme bleibt in allen drei Fällen gleich und die Versicherungsdauer sinkt von 33 auf 13 Jahre. Der Kunde verliert also durch den späteren Schutz nicht nur Geld sondern büßt auch große Teile an Versicherungsschutz ein. Fairerweise muss man natürlich anfügen, dass die Berechnungen rein akademisch sind. Die wenigsten Kunden erhalten mit 47 den “Listenpreis”, denn die eine oder andere gesundheitliche Macke wie zB Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, etc pp sorgen für Zuschläge und manche Diagnosen wie zB Zucker sorgen oder Erkrankungen der Psyche dafür, dass man gar keinen Versicherungsschutz mehr bekommt.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel und den vorgelegten Zahlen zumindest einer Krankheit den Garaus machen darf: Verschieberitis. Denn besonders bei Versicherungen gilt der Spruch:

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen

😉

Mit entspannten Grüßen,
Wladimir Simonov

Comments 2

  1. Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich hätte nie gedacht, dass doch die meisten vor dem 30. Lebensjahr eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.

  2. Pingback: 4 Jahre Zögern = Verlust von über 50.000 € | Landshut Versicherungen

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