Kennen Sie Kuhfladenbingo? Haben Sie womöglich schon mal Kuhfladenbingo gespielt? Was ist überhaupt Kuhfladenbingo?
Wenn man Wikipedia trauen darf, ist Kuhfladenbingo
…ein dem Roulette ähnelndes Glücksspiel. Eine Wiese wird in Felder unterteilt, und die Spielteilnehmer geben Wetten ab, in welches Feld eine dort weidende Kuh ihren Kothaufen („Kuhfladen“) fallen lassen wird. Das Spiel soll auf einem alten Zeitvertreib von Bauernburschen beruhen und findet im ländlichen Raum oft im Rahmen von Kirmesveranstaltungen statt.
Der Film “Schotter wie Heu” über das Leben in dem kleinen baden-württembergischen Dorf Gammesfeld (Kreis Schwäbisch Hall), der 2003 in die deutschen Kinos kam, dokumentiert unter anderem die Durchführung eines Kuhfladen-Bingos.
Im schweizerischen Ort Lenk im Simmental findet jeweils am Jahresende ein Kuhfladenlotto mit zwei Kühen und einem Feld, welches in 400 nummerierte Quadrate eingeteilt ist, statt. Außerdem findet seit 2005 auch in Ruswil das Kuhfladenbingo immer am ersten Vollmond des Frühlings statt.
Auch in einem Werbespot des schwedischen Möbelhauses Ikea war Kuhfladen-Bingo als Zeitvertreib zu sehen.
In den USA ist ein vergleichbares Spiel namens „Chicken Shit Bingo“ (Hühnerdreck-Bingo) bekannt. Die Regeln sind identisch zu denen des Kuhfladen-Bingos, jedoch befindet sich das „Spielfeld“ in der Regel innerhalb eines Hühnerkäfigs, und der Protagonist des Spieles ist ein Huhn. Durch den kleineren Maßstab des Spielfeldes ist es auch möglich, in Gebäuden zu spielen.
Ja, recht rural möchte man meinen. In Städten oder gar online kann man’s gar nicht spielen, denken Sie. Doch weit gefehlt – fast jeden Tag spielen gestandene Versicherungsmakler dieses kurzweilige Spiel in Facebook! 🙂
Um den ganzen Spaß nachvollziehen zu können, muss man wissen dass die meisten Versicherungsmakler auch nur Menschen sind. Die meisten Menschen suchen einfache Antworten auf komplizierte Fragen, wobei ihre Fragen ihnen mangels tieferer Sachkenntnis auch ganz einfach vorkommen.
Nehmen wir ein paar typische Facebook-Fragen als Beispiel:
– Wo kann in Landshut gut essen gehen?
Nun würden je nach Teilnehmeranzahl bis zu 30 unterschiedliche Antworten folgen und rund 50 Kommentare, die die Richtigkeit dieser Antworten bezweifeln. Während ich zB sehr gerne im Nannan asiatisch diniere, Pallas bei Rippchen ganz weit vorne sehe, Steckerlfisch in der Pizza-Stube genieße und gerne auch mal Weinbergschnecken bei Weickmannshöhe probiere, sehen es andere Landshuter gaaanz anders.
– Welche Farbe ist die schönste?
Ich bin mir sicher, dass blau oder grün am häufigsten genannt werden.
– Welche Zahl ist die beste?
Anarchisten sind mit 666 recht zufrieden, während Personen mit sexuellen Defiziten sicherlich die 69 ganz toll finden.
Auf diese Fragen gibt es keine allgemein gültige DIE RICHTIGE Antwort doch trotzdem wird regelmäßig danach gesucht. Nehmen wir zB die o.g. Frage von Mr. X (in dem Diskussionsverlauf mit kuhfladenbraun markiert): Welchen Zahnzusatztarif könnt ihr empfehlen?
Gehen wir die möglichen Antworten je nach Interpretation zusammen durch!
Interpretation: Der Zahnzusatztarif mit den besten Leistungen wird gesucht.
– Welche Leistungen? Zahnersatz? Zahnbehandlung? Professionelle Zahnreiningung? Kompositfüllungen? Zahnaufbau? Erstattung der Narkose? Akupunktur? Hypnose? Leistung auch ohne Vorleistungen der Krankenkasse? Kieferorthopädie? KfO bei Erwachsenen? Verblendgrenzen? Gebührenordnung für Zahnärzte? Regelversorgung? Privatärztliche Versorgung? Inlays? Onlays? Implantate? Funktionsanalytische und -therapeutische Leistungen? Preis- / Leistungsverzeichnis? Vorsorgeleistungen? Fissurenversiegelung? Parodontosebehandlungen? CMD? DIR? Laserbehandlungen? Wartezeiten? Höchstsätze? …
– Am besten für wen? Mann? Frau? Kind? Frau mit Milchzähnen? Mann mit 5 Implantaten? Mit allen Zähnen? Mit 3 fehlenden Zähnen? Mit 10 überkronten Zähnen? Mit Zahnersatz älter als 10 Jahre? Beitragsbudget bis 20e monatlich? Beitragsbudget bis 50e monatlich? Für den Versicherungsvermittler, weil höchste Provision? …
Wie kommt es zu solch unpräzisen Fragen?
Meistens ist die Unkenntnis der Materie dafür verantwortlich. Nach dem Motto “Da geht’s ja nur um eine XY-Versicherung – was könnte denn da überhaupt schiefgehen?” Nun, sehr viel wenn man dem richtigen Kunden den falschen Tarif vermittelt. Insolvent würde er wohl nicht werden, aber doch stark verärgert. Das passiert, wenn man ihm den “besten” Tarif vermitelt – und nicht den passenden!
Die Tage hatte ich eine Schadenschlussmeldung von einem Sturm-Schaden an einer Photovoltaik-Anlage. Was könnte denn bei einer simplen Photovoltaik-Versicherung denn überhaupt schiefgehen? Das kann man doch leicht online abschließen, oder? Nicht immer, denn hier hatten wir einen Sonderfall: PV-Anlage auf dem Dach einer landwirtschaftlich genutzten Scheune mit Lagerung von Heu. Das bedeutet ein erhöhtes Feuerrisiko und fast alle angefragten Versicherer wollten entweder die Gefahr “Feuer” vom Versicherungsschutz ausschließen, den doppelten bzw dreifachen Beitrag haben oder das Risiko überhaupt nicht decken. Nur Versicherungskammer Bayern bot damals unkompliziert Schutz an – und bekam deshalb den Zuschlag. Hätte die Kundin das selbst online oder ohne Beratung irgendwo abgeschlossen, wäre die Regulierung im Schadensfall (selbst bei Sturm) nicht so unkompliziert gelaufen.
Mein Appell an Kunden und Versicherungsmakler:
Suchen Sie sich einen Experten, der sich täglich mit der jeweiligen Materie beschäftigt und lassen Sie unpräzise Fragen in Facebook- oder Online-Foren bitte sein!
PS: Danke schön an Thorulf Müller für die treffende Namenswahl! 😉
Mit gewinnenden Grüßen,
Wladimir Simonov