Gefährliche Frage

Die Tage entdeckte ich zum 1. Mal seit Jahren handwerklich gute Arbeit eines Bankers bei einem Gewerbekunden. Der bankeigene Vermittler hat bei dem gastronomischen Betrieb an (fast) alle wichtigen Punkte gedacht:
– Betriebsart richtig erfasst  

– alle Risikoorte richtig erfasst

– alle 4 Grundgefahren (Feuer, Einbruch/Diebatstahl, Leitungswasser, Sturm/Hagel) und Elementar versichert 

– Betriebshaftpflicht mit ausreichender Deckungssumme vereinbart 

– Versicherungssumme Ertragsausfall richtig berechnet 

– Betriebsschließungsversicherung vereinbart

Er beging lediglich 2 kleine aber verhängnisvolle Fehler: 

1. Sicherungen vor Ort nicht geprüft
2. Unterschied zwischen Neuwertversicherung und Zeitwertversicherung nicht erklärt und deshalb eine gefährliche Unterversicherung produziert

Während 1. nur bei einem Einbruch durch einen bestimmten Eingang Probleme macht, macht 2. immer Probleme. Der Banker fragte die damaligen Neugründer nämlich nur, wieviel sie investiert hätten. Wahrheitsgemäß sagten sie bei Standort I eine Summe X und bei Standort II eine Summe Y. Während für Standort I alles neu erworben wurde, wurde Standort II wegen damals knapper Finanzreserven vorwiegend mit gebrauchter Einrichtung ausgestattet. Man hatte damals ja auch genug Zeit um sich auf dem Markt für gebrauchten Gastrobedarf umzuschauen und Schnäppchen zu schießen, es gehen ja regelmäßig weniger vorausschauende Gastronomen pleite und man kann sich da mal günstig eindecken. Zeit muss man halt dafür haben, denn nicht immer gibt’s das Passende genau zum passenden Zeitpunkt. Danach war aber nicht gefragt, sondern nur wieviel investiert wurde und das wurde von den motivierten Existenzgründern ja richtig beantwortet. Hätte der Bankmitarbeiter damals gefragt was die Einrichtung NEU kosten würde, wäre die Summe Y am Standort II um mehr als 100% höher ausgefallen. So wurde in der Neuwertversicherung (eine Sachversicherung versichert üblicherweise immer den Neuwert!) eine Versicherungssumme gemäß Zeitwert vereinbart ohne es zu merken. Im Schadenfall wäre das aber leider recht schnell aufgefallen, denn JEDER SCHADEN – egal wie hoch – wäre im Verhältnis 4:10 abgerechnet worden. Also 10.000e Schaden – nur 4.000e Entschädigung… Ob man damit dann wieder was Neues oder Gebrauchtes kaufen kann und ob man überhaupt dann Zeit zum Suchen hat, spielt keine Rolle.


Leider echt unsexy, dabei gab sich der Banker echt große Mühe. Nur hätte er für ein optimales Ergebnis auch richtig fragen müssen – und vor Ort die Sicherungen prüfen natürlich auch! 😉
Naja, gut für den Kunden dass die Bank den fähigen Banker irgendwann ausgetauscht hat und ein paar unfähige auf den Kunden losließ. So wuchs seine Unzufriedenheit mit der Bank-Betreuung, er suchte Hilfe bei mir und ich stellte ihm die richtigen Fragen was zu passendem Versicherungsschutz führte 🙂

Was meinen Sie dazu?