Im Kollegenkreis wird jede neue Finanztest-Ausgabe mit Freude gefeiert empfangen, denn dann haben sie wieder Grund für exzessives Kopfschütteln und fundierte Verrisse in ihren Blogs. Kollege Helberg hat letztes Jahr mit seinem wunderbaren Artikel “Avanti Dilettanti” den Trend gesetzt und endlich das Thema in die Mainstream-Medien gebracht. Kollege Hennig hat nachgesetzt und weitere Tests wie zB den PKV-Test auseinandergenommen.
Während bei BU und PKV wirklich SEHR beratungsintensive Sparten sind und IMMER einer persönlichen Beratung bedürfen, werden Unfallversicherungen – nicht minder wichtig, aber idR stiefmütterlich behandelt – oft ohne Beratung beim Vertreter oder online gekauft. Meistens wird suggeriert, dass es ganz einfach ist und man nur auf eine ausreichend hohe Grundsumme sowie Progression achten muss. Bereits die grundlegende Wirkung der wichtigen Gliedertaxe genießt eher Insiderstatus und wird bei Tests, Beratungen und Onlinevergleichen kaum berücksichtigt.
Die Tage hatte ich eine Anfrage, bei der die Kundin ausdrücklich einen Vergleich zwischen Swiss Life und InterRisk gewünscht hat. Mich hat es ehrlicherweise gewundert, denn noch aus meiner kurzen Ausbildungszeit bei Swiss Life Deutschland wusste ich dass Unfallversicherungen durch diese Gesellschaft nicht angeboten werden. Ferner wunderte ich mich, wie die Kundin ausgerechnet auf diese beiden Versicherer für ihre nähere Auswahl gekommen ist. Nach einer kurzen Google-Suche wusste ich es dann: Testsieger Finanztest. Wie denn auch sonst? 😀
Bildquelle: Versicherungsjournal
Testsieger: Sehr gut abgeschnitten haben im Test die Angebote P 350 Primus Plus Premium und P 500 Primus Plus Premium der Swiss Life sowie P-Plus 500 XXL (B18) Maxi-Taxe der Interrisk.
Quelle: Finanztest
Swiss Life hat eine Tochtergesellschaft: SLP GmbH – eine Art Servicegesellschaft für Vermittler, die ausgewählte Gesellschaften zum Vertrieb anbietet und auch eigene Konzepte im Sachbereich bereitstellt. Dabei tritt SLP bzw Swiss Life als Marken- und Namensgeber auf, der Versicherungsschutz wird im Hintergrund von anderen Gesellschaften wie zB VHV “white labeled” bereitgestellt.
Diese Tabelle oben suggeriert meiner Meinung nach Folgendes: Swiss Life Tarif Primus Plus Premium hat die Teilnote 1,2 bei Kapitalleistung und ist damit zB besser als InterRisk XXL mit PlusProgression und Maxi-Taxe, welche nur mit jeweils Note 1,5 bewertet werden.
Das wollen wir uns dann mal genauer anschauen und stellen den besten Tarif der SLP vs. den zweitbesten Tarif der InterRisk XXL mit 350% PlusProgression und Plus-Taxe (der beste Tarif hat Maxi-Taxe und damit in einigen Bereichen höhere Invaliditätsgrade, was aus meiner Sicht jedoch meistens preislich nicht gerechtfertigt ist – die von mir empfohlene Kombination hat bei 350% und 500% Progression das beste Preis-/Leistungsverhältnis).
Tja. Das ist mehr als eindeutig. Kunden, die der Empfehlung von Finanztest folgen a) verlieren bis zu einer halben Mio EURO (in Zahlen: 500.000!!) bzw. 50% der Invaliditätssumme im Leistungsfall und b) zahlen dafür über ein Viertel (in Zahlen: 27,5%!!) mehr Beitrag. Muss man dazu wirklich noch was sagen?
Während es bei Tests zu Berufsunfähigkeit und privater Krankenversicherung teilweise um Kleinigkeiten und Definitionen ging, die man auch anders sehen könnte, geht es bei dieser Gegenüberstellung um die pure Unfähigkeit der Tester die Funktionsweise einer Unfallversicherung im Zusammenspiel der Grundsumme, Progression und Gliedertaxe richtig zu verstehen und zu berechnen. Wenn ein Kunde der Empfehlung von Finanztest folgt, erhält er im Leistungsfall bis zu 50% weniger – ein Versicherungsmakler müsste für so eine mangelhafte Empfehlung haften und bis auf das Niveau der InterRisk auffüllen.
Mit unfallfreien Grüßen,
Wladimir Simonov
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