Die Geschichte dieser erwerbsgeminderten Frau macht betroffen

Vor ein paar Tagen habe ich auf Facebook dazu aufgerufen, mir Bewilligungsbescheide oder Ablehnungsschreiben der Deutschen Rentenversicherung wegen halber oder voller Erwerbsminderung zu schicken. Neben einigen Zuschriften erreichte mich auch diese Geschichte einer Landshuterin:

Ich bin Jahrgang 1971 (also heute 43 Jahre alt), im Oktober 2003 im Alter von 32 bin ich an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, im Sommer 2005 kamen dann noch eine schwere Depression (kein Wunder) und eine Persönlichkeitsstörung hinzu. Zum Ende 2005 hat mir dann mein damaliger Chef gekündigt, weil die Arbeit zurückgegangen ist und er mich nicht mehr in Vollzeit beschäftigen konnte. Ende November 2005 wurde ich dann wegen eines Klinikaufenthalts krank geschrieben. Aufgrund meiner damaligen schlechten Verfassung und meinem guten Hausarzt war ich dann insgesamt 1,5 Jahre krank geschrieben, habe also den ganzen Rahmen ausgeschöpft. Nach diesem Krankengeldbezug bin ich dann direkt in Hartz 4 / Arbeitslosengeld II reingerutscht. Anfang Oktober 2006 habe ich einen Rentenantrag gestellt. Ende Oktober wurde ich dann in München von einer Gutachterin begutachtet. Mitte November 2006 erfolgte dann die Abweisung. Dagegen legte ich Widerspruch ein, dann wurden noch von meinen behandelnden Ärzten Atteste eingeholt, im April 2007 wurde ich dann in Landshut begutachtet. Ende Juni 2007 erging ein Widerspruchsbescheid, mit dem mein Widerspruch zurückgewiesen wurde. Ende Juli 2007 habe ich Klage beim Sozialgericht Landshut eingereicht. Es wurden wieder ärztliche Atteste eingeholt, der VdK hat mich dann im Klageverfahren vertreten. Ende April 2008 war ich dann beim Gutachter des Sozialgerichts vorstellig, im Anschluss daran war die mündliche Verhandlung. Dieser Gutachter kam dann endlich zu dem Ergebnis, dass ich eben nicht mehr Vollzeit arbeiten kann. Die Verhandlung endete mit einem Vergleich. Vom 01.08.2008 bis zum 31.12.2010 erhielt ich dann Rente wegen voller Erwerbsminderung. Mitte 2010 stellte ich Antrag auf Weiterzahlung der Rente, im August wurde ich von der Gutachterin, die mich damals in München zum ersten Mal untersuchte, wiederholt untersucht. Und, oh Wunder, die Rente wurde dann verlängert bis 31.12.2013. Im August 2013 beantragte ich erneute Verlängerung, diese wurde mir – ohne neuerliche Begutachtung – bis zum 31.12.2016 verlängert.

Ob man von der Rente leben kann????

Ja, wenn man keine Miete zahlen muss, hahahaha. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Die Rente beträgt 785,00 Euro netto, zum Juli gibt es ja wieder mal eine Mini-Erhöhung. Zieht man davon die Ausgaben ab:
440,00 Euro Miete/NK
20 Euro Strom
20 Euro Kfz-Versicherung, natürlich noch Benzinkosten
6 Euro VdK-Beitrag
5 Euro Greenpeace-Beitrag
8 Euro Bankgebühren
25 Euro mit denen ich mich an den Internet- und Zeitungskosten meiner Mutter beteilige…
Naja, dann bleibt zum Leben nicht mehr viel übrig. Hätte ich kein Ebay und ab und zu Flohmarkt, na Prost Mahlzeit…. Dank diesen kleinen Nebeneinkünften kann ich mir etwas mehr leisten, sogar 1x pro Woche Biofleisch und Bio-Eier. Mir würden zwar noch Grundsicherungsleistungen zustehen, die ich auch einige Zeit bekommen habe. Ich habe dann vor über einem Jahr aber den Antrag nicht mehr verlängert, weil ich mit dem doofen Jobcenter nichts mehr zu tun haben wollte…. Lieber verkaufe ich meine Sachen, als mich ständig mit diesen Menschen rumzuärgern…

Das “Lustige” an der Sache ist, dass ich immer vor hatte, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen… Aber es immer irgendwie rausgeschoben habe, so “ach ja nächsten Monat” oder “ich bin jung und gesund, was soll mir schon passieren?”….. Naja, jetzt ist’s zu spät.

Immer wenn mir Menschen so etwas erzählen, bin ich einerseits sehr traurig wegen des persönlichen Schicksals aber auch sehr froh, dass durch meine Arbeit solche Miseren bei meinen Kunden verhindert werden können. Da nehme ich es gerne auf mich, fast täglich wegen meines Berufes beschimpft zu werden oder von den Medien als Versicherungsmakler = provisionsgeiles Arschloch hingestellt zu werden. Wenn ich auch nur einem Menschen in Not helfen kann, indem ich ihn vorher beraten und richtig abgesichert habe, dann war es das alles andere wert.

Mit nachdenklichen Grüßen,
Wladimir Simonov

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