Was macht eigentlich ein Versicherungsmakler den ganzen lieben Tag lang? Wenn man den landläufigen Meinungen glauben darf, dann ist alles was mit Versicherungen zu tun hat langweilig und öde. Versicherungen sind ein trockenes Thema. Kaum ein Schüler sagt mit leuchtenden Augen: “Wenn ich groß bin, will ich unbedingt Versicherungsmakler werden!”
Das finde ich sehr schade, denn “Versicherungsmakler” ist einer der spannendsten Berufe in Deutschland. Und einer der am wenigsten angesehensten. Zeit mit den Vorurteilen aufzuräumen!
Auch ich hätte früher nie daran gedacht, Versicherungsmakler werden zu wollen. Hauptsächlich weil ich Versicherungsvermittlung früher immer mit “Klingelputzen” oder “Abzocke” in Verbindung brachte. Diese Sichtweise ist lustigerweise nicht nur in der Bevölkerung weit verbreitet sondern auch im Innendienst der Versicherungsgesellschaften, der ohne die Vermittler keine Existenzgrundlage hätte. Ich habe meine Ausbildung zum Versicherungskaufmann im Innendienst einer großen schweizer Lebensversicherung in München angefangen. Als bei den Kollegen & -innen im Innendienst die Sprache auf Vermittler kam, wurde regelmäßig mit den Augen gerollt. “Unfähig”, “unqualifiziert”, “unverschämt” und “geldgierig” waren noch die positivsten Attribute, die dem Vertrieb zugeschrieben wurden. Verständlich, dass dies meine Entscheidung für den Innendienst eher festigte und ich mich freute, mit diesen schlimmen Menschen möglichst wenig zu tun zu haben. Doch dann kam alles anders, denn ich muss ehrlich gestehen nicht der geeignetste Kandidat für den Innendienst zu sein. Das hat meine damalige Ausbildungsleiterin auch erkannt und mich kurz vor Ende der Probezeit dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung gestellt. In dem Augenblick war es für mich das Ende der Welt – rückblickend betrachtet aber das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe nämlich am nächsten Tag bei einem Versicherungsmaklerunternehmen meine Ausbildung zum Versicherungskaufmann wieder aufgenommen. Allerdings (wie ich damals jedenfalls empfand) auf der dunklen Seite der Macht: Im Außendienst. Es folgten harte Jahre des Lernens, der Niederschläge, der Misserfolge und der Verzweiflung. Mehr als einmal dachte ich ans Aufhören. Zum 1. Mal als meine Mutter mir das nach 2 Monate riet. Zum 2. Mal als der Vater meines besten Freundes mich für einen Scheintermin zu ihm nach Hause holte und mir eindringlich zuredete, doch bitte was Vernünftiges zu machen. Mehrfach als ich trotz bester Tipps meiner Führungskräfte monatelang keinen einzigen brauchbaren Termin zustandebrachte. Am intensivsten als ein Kunde vor meinen Augen den gerade unterschriebenen Antrag auf private Krankenversicherung für sich, Ehefrau und 2 Kinder zerriß. Hin und wieder als Kunden aus unerklärlichen Gründen gute Verträge widerriefen oder kündigten und ich mein ganzes hartverdientes Geld wieder zurückzahlen durfte. Auch heute gibt’s Augenblicke, da würde ich am liebsten hinschmeißen. Doch heute weiß ich am besten – Aufgeben war und ist keine Option. In den letzten 10 Jahren in der Versicherungsbranche habe ich zwar sehr viel über Versicherungen, aber am meisten über die Menschen gelernt. Früher dachte ich, dass Kunden automatisch zu dem am besten qualizifizierten Vermittler gehen und dort Verträge abschließen. Also habe ich jede freie Minute darin investiert, mehr und mehr Fachwissen zu horten. Dass dies nicht zum Erfolg führt, kann ich heute bestätigen. Natürlich braucht man viel Fachwissen, um die Kunden optimal beraten zu können. Aber ohne Kunden liegt das ganze Fachwissen brach und bezahlt keine Miete. Das änderte sich erst als ich wirklich verstand, was ein Versicherungsmakler für die Menschen leisten muss.
Wie oft habe ich Recherchen bei Ärzten, Versicherern, Dienstleistern, etc betrieben um für meinen Kunden den Nachweis für etwas oder den Gegenbeweis von Behauptungen zu besorgen. Ich kam mir dabei oft wie ein Detektiv vor, denn manchmal entschied ein klitzekleines Detail über Leistung oder Nicht-Leistung. Wie oft habe ich Diagnosen, Krankenakten und Rezepte studiert um meinem Kunden den bestmöglichen Schutz zu besorgen oder eine Versicherungsleistung herbeizuführen. Ich war dabei Arzt und Apotheker in Personalunion, habe Gebührenordnungen und Verschreibungen aufgedröselt. Richtige Ärzte und Apotheker sowie Google und Wikipedia bis zur Weißglut getrieben, um meinem Kunden die optimale Lösung zu bieten. Pflegeeinstufungen vom MDK angezweifelt und Sozialgesetze gelesen. Schäden, Unternehmen, Gebäude, Waren und Sicherungen fotografiert. Bei Banken um die Konditionen verhandelt. Die steuerlichen Auswirkungen von Altersvorsorge, Kapitalanlagen und Versicherungsbeiträgen berechnet – nur um dann vom Steuerberater des Kunden zu hören, dass das zwar handwerklich stimmt aber trotzdem großer Mist ist weil er Versicherungen grundsätzlich blöd findet. Bauarten ermittelt, Wiederaufbaukosten kalkuliert, Abrisskosten überschlagen, umbauten Raum berechnet, Baupläne studiert, technische Vorrichtungen erklären lassen und erklärt, Rückstauventile verstanden – alles ohne entsprechendes Ingenieur-Studium. In Fachzeitschriften Beiträge für Kollegen geschrieben, gebloggt, Lokalmedien bei Recherchen geholfen, Journalisten erklärt dass nicht alles schwarz und weiß ist. Menschen an die Hand genommen und durch eine Krise begleitet. Als 1. an einen Unfallort gerufen worden. Am Tag über 150 Telefonate geführt. Technische Bauteile von Autos, Produktionsmaschinen und landwirtschaftlichen Maschinen studiert. Versicherungsbedingungen in verständliche Sprache übersetzt und gedeutet, damit man die Ansprüche bei Versicherern und deren Rechtsabteilungen durchbringen konnte. Menschen durch Laienrechtswissen vor so mancher Dummheit bewahrt. Firewalls, Verschlüsselungen und andere IT-Termini nachgeschlagen, damit ich Cyber-Risiken besser erklären konnte. Für Kunden Kosten und Erträge von seinen Fonds recherchiert, dann Depots gemischt und die Risiken minimiert. Durch die richtige Ansprache Kunden dazu gebracht, sich doch gegen existenzielle Risiken zu versichern und später allergrößte Dankbarkeit kassiert. Die Familie über 3 Generationen beraten. Verkauft und beraten, obwohl man sich nicht “Berater” nennen darf. Versicherungsbedingungen, Marketingunterlagen, Sondervereinbarungen, Auskünfte und Anfragen in der Größe einer mittleren Bücherei archiviert. Schadensfälle mit Handwerkern koordiniert, Versicherungsbeginne und -enden geplant, Termine und Privatleben so eng wie möglich verflochten, Vieles gehalten und Einiges umdisponiert. Für meine Kunden die Gutachter in ihre Schranken gewiesen und unverschämte Vermittler rausgeworfen. Bei fast jedem unangenehmen Vorfall als 1. per WhatsApp, Telefon oder Facebook benachrichtigt worden. Kunden bei der Risikominimierung ihres Geschäftes beraten und einige vor der Insolvenz bewahrt. Zwischen verschiedensten Parteien vermittelt und eine für alle einvernehmliche Lösung erreicht. In vielen Fällen ungeheuren Druck ausgeübt, Zuckerbrot und Peitsche eingesetzt oder Menschen umschmeichelt, um ein passendes Ergebnis zu erzielen. Menschen getröstet als sie am Boden waren und nicht mehr weiterwussten. Zurecht oder unverschuldet den Prügelknaben gespielt. Abfällige Blicke, Ablehnung und gröbste Beleidigungen am laufenden Band kassiert doch trotzdem nett und nicht nachtragend geblieben.
Klar, nicht jeder Versicherungsmakler macht all das da oben. Kein einziger Versicherungsmakler kann auch nur etwas davon perfekt. Doch jeder Versicherungsmakler muss ein bisschen was von all dem können und ein gutes großes Experten-Netzwerk haben, das ihn bei schwierigeren Sachverhalten unterstützt.
Vieles davon erledigt auch Ihr Versicherungsmakler für Sie jeden Tag. Sagen Sie öfter mal einfach “Danke” – mehr braucht es meistens nicht, damit er sich wieder gut fühlt und weiterhin gerne für Sie all das im Hintergrund erledigt.
Versicherungsmakler – der beste Beruf der Welt und meine Berufung!
Mit besten Empfehlungen,
Wladimir Simonov
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