Ich bin ja nun schon seit 2005 als Versicherungsmakler für meine Kunden tätig. Das ist im schnelllebigen Gewerbe der Versicherungs-Glücksritter schon eine halbe Ewigkeit. Ich kenne kaum Vermittler, die im Laufe ihrer Karriere nicht schon einmal die Gesellschaft (zB von A nach B) oder den Status (zB von Vertreter zu Makler) gewechselt. Klassisch ist der folgende Werdegang in der Versicherungsbranche:
1a) Ausbildung zum Versicherungskaufmann oder
1b) Ausbildung zum Versicherungsfachmann bzw Anwerbung durch einen Strukturvertrieb
Dann
2) Karriere / Fortbildung / Spezialistenausbildung / Aufbau Kundenstamm / Übernahme Agentur (idR bei der gleichen Gesellschaft bzw dem Strukturvertrieb)
3) Wechsel der Gesellschaft / des Strukturvertriebs
4) Eigenes Unternehmen (idR als Versicherungsmakler)
Die schlechten Vermittler geben meistens innerhalb von 1-4 Jahren und noch in Phase 1 auf. Viele gute Vermittler sind teilweise Jahrzehnte in der Phase 2, viele sehr gute Vermittler gingen früher üblicherweise in Phase 2 sogar in Rente. Die mittelmäßigen Vermittler wechseln oft die auftraggebenden Gesellschaften bzw Vertriebe und stecken Jahrzehnte in Phase 3 fest bis sie dann nicht selten plötzlich was ganz Anderes machen. Die besten Vermittler schlussendlich machen sich direkt aus Phase 2 oder kurzer Phase 3 mit einem eigenen Unternehmen als Versicherungsmakler selbstständig. Diese Vermittler sind idR hochqualifiziert, haben bereits einen treuen Kundenstamm oder sind so stark spezialisiert, dass sich Kunden oder Kollegen automatisch an ihn wenden.
Besonders abträglich dem Image der Versicherungsbranche sind Vermittler in Phase 1 oder 3. Die einen wissen nicht was sie tun, die anderen wissen idR ganz genau was sie tun aber treffen da oft falsche Prioritäten. Das macht sie besonders gefährlich.
Mit so einem Fall hatte ich neulich zu tun. Eine langjährige Bekannte und Noch-Nicht-Kundin meldete sich via WhatsApp wegen einer Beratung bei mir. Im persönlichen Gespräch fragte ich sie, wie ich denn plötzlich zu der Ehre komme. Immerhin haben wir uns schon vor 3-4 Jahren schon mal unterhalten und sie wollte damals ihren Vertreter nicht hintergehen (weil von den Eltern „geerbt“) . Ihre Antwort:
“Zuerst war ich seit meinem 14. Geburtstag mit allen Verträgen bei der BLAUEN Versicherung. Dann ist der Vertreter von der BLAUEN zur ROTEN Versicherung gewechselt und hat mir erklärt, dass er die überteuerten Verträgen der BLAUEN aus Gewissensgründen nicht mehr verkaufen könne und nun die Verträge der ROTEN Versicherung anbietet, die viel günstiger und besser sind. Ok, gesagt getan. Jetzt kommt der *** wieder mal vorbei und – rate mal – sagt er mir wirklich im Ernst, dass er nun wieder bei der BLAUEN Versicherung arbeitet und erkannt hätte, dass die Verträge der ROTEN nicht das Gelbe vom Ei sind. Deshalb soll ich nochmal alles kündigen und wieder bei der BLAUEN abschließen. Ich hab den dann rausgeschmissen, verarschen kann er jmd anders. Vor ein paar Wochen meldet sich nun einer von der ROTEN Versicherung bei mir, den kennst Du vielleicht auch – er war früher bei *** Handwerker und nun seit paar Monaten bei der ROTEN Versicherung. Da hab ich gleich nach einer Viertelstunde festgestellt, dass das nix wird und auch ihn verabschiedet. Nun habe ich die Schnauze voll! Bitte übernimm Du die Verträge und mache was Gscheids!”Kundin
Die Kundin hatte also mit den Vermittlern in den beiden gefährlichsten Phasen zu tun und leider nicht ohne Konsequenzen, wie wir später feststellen sollten. Der Wechselvertreter hat nämlich bei der BU der Kundin großen Mist gebaut und ihren hochwertigen Schutz der BLAUEN Versicherung gegen schwebend unwirksamen Schutz bei der ROTEN Gesellschaft getauscht. Das darf nun meine Wenigkeit wieder in Ordnung bringen. Diesen Auftrag habe ich mir durch 10jähriges Durchbeißen in diesem Haifischbecken verdient 🙂
Mit freundlichen Empfehlungen,
Wladimir Simonov